Sonntag, 17. Juli 2016

Essaouira - die Eingeschlossene

Hafen von Essaouira
 Auf meiner Reise nach Marrakesch haben wir einen kurzen Abstecher nach Essaouira gemacht. Die etwa 175km von Marrakesch entfernt gelegene kleine Hafenstadt am Atlantik hat einen ganz besonderen Charme und eine süße Altstadt. Weil sie mir so gut gefallen hat, will ich auch über sie ein wenig erzählen. 

Essaouira ist mit knapp 70.000 Einwohnern eine sehr überschaubare kleine Stadt, die an einer Bucht mit langem Sandstrand liegt. Dem Strand vorgelagert, befinden sich einige kleine Inseln und Felsen, an denen sich die Wellen aus dem Ozean brechen. Am rechten Ende geht der Strand dann in einen Fischereihafen über, von dem aus bis heute die Fischer frühmorgens mit ihren kleinen Holzbooten in See stechen.

Der Tag, an dem wir in Essaouira waren, war der Tag nach Ramadan, weshalb alle Boote in den Wogen des Hafenbeckens geschaukelt haben. Es war unglaublich voll und chaotisch - ich kann mir kaum vorstellen, wie ein Fischer sein Boot unter den vielen gleichfarbenen finden soll. Gleichzeitig war es aber auch ungewöhnlich ruhig. Nur ein paar vereinzelte Männer saßen auf der Kaimauer, eingewickelt in lange Kleidung und dunkle Bärte. Sie saßen da, unterhielten sich leise und schauten auf den Horizont und die kleine Ruine vor ihnen.


Fischerboote im Hafen
Burgruine vor Essaouira
Wir sind also bei bewölktem Himmel durch die Hafenanlage gelaufen und haben den frischen Wind genoßen. Der Hafen war ruhig und überall sind leise Katzen rumgeschlichen. Unheimlich viele Katzen. Und die meisten von ihnen machten leider einen sehr verwahrlosten Eindruck. Viele andere aber auch, haben bei der erfrischenden Kühle geschlafen oder Möwen gejagt, von denen es ebenso viele gab. Schließlich sind wir durch die Porte de la Marina, dem Hafentor im portugiesischem Stil Richtung Medina gelaufen.

Eine von vielen Katzen am Hafen
Die Medina von Essaouira trägt dank ihrer Architektur des späten 17. Jahrhunderts die Auszeichnung als UNESCO-Weltkulturerbe - und das nicht ohne Grund! Die Stadt ist entgegen des roten Marrakesch strikt in blau-weiß  gehalten. Da sieht man seine portugiesische Vergangenheit. Und auch in der festungsartigen Kaimauer, welche die Seeseite der Stadt rahmt. Entlang dieser Mauer kann man einen engen Gang entlang laufen und dabei in kleinen Geschäften stöbern. Immer wieder werden die Häuserfassaden aber von Gängen unterbrochen, die diesen Teil der Stadt wie ein Tunnelsystem durchziehen. Sie wirken irgendwie beklemmend und dunkel, aber mindestens genauso geheimnisvoll.

Auf dem Hauptplatz Place Moulay Hassan befinden sich viele Restaurants, in denen man fangfrischen Fisch essen kann. Außerdem bieten unzählige kleine Stände Crépes in allen möglichen Variationen an und auch wer Falafel mag, kommt nicht zu kurz. Weil dort jedoch nur Touristen sitzen, sind die Preise mit 80-110 Dirham schon ziemlich gesalzen. Weiter im Inneren der Stadt findet man günstigere Cafés und kann dabei die vielen engen Gassen erkunden.

Essaouira ist nicht so schick wie Marrakesch, das merkt man sofort. Die weiße Farbe blättert an vielen Stellen von den Fassaden aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit. Außerdem bildet ein unebenes Kopfsteinpflaster den Weg. Aber genau das gibt der kleinen Stadt ihren besonderen Charme. Die Bäcker schieben ihre Holzkarren voll frischem Fladenbrot langsamer durch die Straßen, weil es schneller einfach nicht möglich wäre und die Menschen laufen ebenso gemächig in ihrem ruhigen Rhythmus. Die ganze Stadt wirkt verträumter, wenn auch etwas dreckiger.
In der Hauptstraße, die sich quer durch die Medina zieht, gibt es viele Geschäfte, die neben Silberschmuck, Kaftanen, Gewürzen und Souvenirs auch handgemachte Espadrilles aus Raffia-Bast und Ökomode verkaufen. Man muss nur genau hinschauen und die verwinkelten Gassen erkunden.

Auf dem Spaziergang durch die Medina, sind wir einem jungen Marokkaner begegnet, der uns sofort seinen Geheimtipp für frischen Fisch verraten hat und uns auch dort hin begleitete. Das Café Chez Brixi liegt in einem kleinen Innenhof, mitten in der Altstadt. Die Küche ist vielleicht gerade mal 7m² groß und allein deshalb schon verdienen die zwei Köchinnen einen riesen Applaus für ihre Künste. Für gerade mal 70 Dirham habe ich eine ganze gegrillte Dorade mit Gemüse, Oliven, Brot, Auberginensalat und Gemüsedip bekommen. Und wie lecker es erst war! Wenn du mal in Essaouira sein solltest, lege ich dir unbedingt dieses Lokal ans Herz.

Dorade im Chez Brixi

Nach einem warmen Essen sind wir dann weiter flaniert, bis wir plötzlich außerhalb der Medina standen. Dort gibt es einen Verbund von Juwelieren, die ihren handgemachten Schmuck in einem schönen Ambiente verkaufen. Die Cooperative de bijoux Mogador Dag Souiri befindet sich gegenüber dem Haupttor, in einem kleinen Park aus Palmen und violetten Blumen.
Weil es kein Badewetter war, wir aber trotzdem das Rauschen der Wellen genießen wollten, haben wir uns am Strand in das Café Le Chalet de la Plage gesetzt und frischen Minztee getrunken. Im Sand spielten viele Kinder und bauten Sandburgen. Mit dem Krähen der Möwen und dem Ausblick auf die Ile de Mogador haben wir unseren Tag dann entspannt ausklingen lassen.

Im Chalet de la Plage
 Patricia



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