Freitag, 15. Juli 2016

Marrakesch - Food Guide



Wenn Marokko eins zu bieten hat, dann ist das auf jeden Fall eine interessante und außergewöhnliche Küche. Sie beinhaltet viel frisches Gemüse, Obst und natürlich exotische Gewürze. Weil mir die cuisine maroccain sehr gefallen hat und ich ein paar nette Lokale in Marrakesch gefunden habe, will ich hier meine Insidertipps mit dir teilen.

Zuerst einmal reden wir über die Nationalgerichte. Da gibt es zum einen den Couscous. Er wird traditionell warm gegessen, was mich schon sehr erstaunt hat, weil ich ihn aus Deutschland nur kalt kannte. Couscous besteht aus Hartweizengrieß, der über dem Wasser gedämpft wird. Davor wird er leicht gesalzen und mit Arganöl beträufelt. Diese Prozedur wird dreimal wiederholt, bis der Couscous gar ist. Dazu serviert wird gedämpftes Gemüse und eine Tomaten-Arganölsoße. Traditionell handelt es sich bei dem Gemüse sieben Sorten: Karotte, weiße Rübe, Aubergine, Kürbis, Zucchini, Kichererbsen und Tomate. In modernen Variationen findet man aber über Sesam, Datteln, Honig, Sardinen etc. wirklich alles im Couscous.
Couscous mit karamelliesierter Zwiebel und Rosinen im Chez Bahia (Rue Riad Zitoun el Kedim)
 
traditioneller Couscous mit Fladenbrot und Oliven

Die zweite Nationalspeise Marokkos ist die Tajine. Dabei handelt es sich um einen Schmortopf aus Terrakotta ähnlich dem deutschen Römertopf, in dem Gemüse, wahlweise Fleisch oder Fisch und Gewürze im eigenen Saft auf dem offenen Feuer gegart werden. Das Gericht schmeckt sehr aromatisch, weil in dem geschlossenen Topf keine Aromen verloren gehen und die Zubereitung sehr schonend ist. Als Löffel benutzt man traditionell Fladenbrot mit dem man den Saft tunken kann, Messer und Gabel bekommt man als Tourist aber auch gereicht.
Tajinen auf dem Jeema el Fna
Tajine mit Pflaumen, Fladenbrot und Harissapaste
Eine bekannte Suppe aus Marokko ist die Harira. Sie wird besonders während Ramadan gegessen, weil sie sehr sättigend ist. Sie besteht vor allem aus Kichererbsen, Tomaten und Linsen, wobei einige Linsen und Kichererbsen auch noch im Ganzen in der Suppe liegen. Manchmal sind auch kleine Nudeln mit drin. Man würzt sie dann persönlich noch mit etwas Limettensaft. Mir hat sie sehr gut geschmeckt, ich habe aber leider kein passendes Bild dafür. Für Harira zu Empfehlen sind besonders die Garküchen, die abends auf dem Jeema el Fna aufgebaut werden. Dort kann man leckere Harira für gerade mal 3 Dirham (30 Cent) genießen.

Auch Obst mögen die Marokkaner gerne. In jedem Lokal kann man sich zum Nachtisch einen Obstteller, hausgemachten Joghurt mit Obst oder ähnliches bestellen. Und auch auf der Straße kommen Früchte nicht zu kurz. Im Juli  ist Kaktusfeigenzeit und dann werden die süßen Früchte direkt verzehrfertig auf dem Jeema el Fna verkauft - von der Hand in den Mund. Orangensaft ist sowieso allgegenwärtig und wer etwas besonderes probieren will, sollte Orange a la canelle bestellen. Orangenscheiben mit Zimt bestreut. Oder aber auch Jus d'avocat (Avocadosaft). Den gibts wahlweise mit Milch und Zucker oder mit Orangensaft. Es klingt im ersten Moment gewöhnungsbedürftig, ist aber sehr lecker und wie ein Milkshake zu genießen - sehr erfrischend!

Obst im Stadtteil Mellah
Orange a la Canelle und Jus d'avocat in einem Café an der Moschee a la Kasbah
frische Pastéque



Nach dem Essen trinkt man in Marokko noch gerne ein Kännchen heißen Té a la mente (Minztee) mit viel Zucker. Aufgebrüht aus frischen Minzästen, wird er dann kunstvoll vom Kellner aus hoher Höhe in das kleine Glässchen eingeschenkt. Es mag komisch scheinen, bei 35 Grad auch noch heißen Tee zu trinken, aber das macht man in vielen warmen Ländern! Die Temperatur des Getränks unterstützt das Immunsystem und kühlt einen sogar. Der Tee schmeckt mir ziemlich gut, obwohl ich sonst kein Fan von Minze bin. Wer seinen Tee aber lieber gerne ohne Zucker hat, sollte das dem Kellner unbedingt sagen.

frischer Minztee im Hotel Kasbah le Mirage
 Pastilla sind eine weitere Spezialität der marokkanischen Küche. Inspiriert aus der französischen Küche handelt es sich um Blätterteigtaschen, wahlweise gefüllt mit Gemüse, Mandelmus, Erdnusspaste oder auch Fleisch. Sie werden zwar als Vorspeise gegessen, sind aber ziemlich groß und auch sehr aromatisch. Ähnlich den Pastilla sind die Briout.

Außerdem gibt es da noch Beghrir. Das sind Pfannkuchen, die ohne Öl auf dem Stein gebacken werden. Sie sind sehr fluffig mit vielen kleinen Löchern und werden zum Frühstück oder als Snack gegessen. Die Löcher nehmen Saucen und Konfitüren ideal auf und machen den Pfannkuchen dadurch sehr lecker. Verkauft wird er meistens von Frauen, die am Straßenrand auf Hockern sitzend ihre Ware anbieten.

Nicht nennen muss man eigentlich Trockenobst wie Datteln, Feigen und Aprikosen, die man praktisch überall kaufen kann und besonders als Snack super geeignet sind. Die besten Datteln sind übrigens diejenigen, die noch am Ast verkauft werden und matt sind. Denn dann sind sie luftgetrocknet und nicht extra gezuckert.


Wem das nicht süß genug ist, kann sich an marokkanischer Patisserie versuchen. Neben den französischen Klassikern Eclair, Tartelette, Tarte, Croissant etc. gibt es  kleine Pralinen, die aufwendig verziert und meist mit Dattelpaste oder Erdnüssen gefüllt sind. Ein Kilo kostet in der Patisserie etwa 100-150 Dirham.
Patisserie
Know-How Die marrokanische Küche ist generell nur sehr schwach gesalzen, dafür aber reichlich geölt. Das marokkanische Arganöl ist schließlich gesund. Wer sein Gericht gerne mit mehr Salz und weniger Öl haben will, sollte "avec l'sel" und "sans l'huile" bestellen oder selber nachsalzen. Sehr schwarf ist die marokkanische Küche außerdem nicht. Es wird aber oft ein Pfefferteller gereicht, mit dem man selbst würzen. Wie du sehen kannst, benutzen Marokkaner keine typische deutschen Gewürze. Deshalb schmeckt das Essen ungewohnt. Es rentiert sich aber, sich darauf einzulassen und  etwas auszuprobieren. Typisch marokkanische Gewürze sind Cumin (Kreuzkümmel), Kurkuma, Minze, Zimt, Pfefferschote (Harissa) und noch viele weitere. Auch die Kombination aus deftig und süß solltest du unbedingt mal probiert haben! Gerichte wie Couscous mit Datteln oder Tajine mit Fleisch und Kürbis sind wirklich genial und absolut empfehlenswert.

Übrigens ist es in Marokko normal, sein Essen mit anderen zu teilen. Man isst Couscous traditionellvon einer großen Platte, um die sich alle gemeinsam setzen und jeder sich etwas mit der Hand oder einem Stück Brot holt. Bei einer Tajine läuft das genauso. In Restaurant isst man natürlich aber mit Besteck. Zu jedem Essen bekommt man außerdem Brot und Oliven gereicht, die im Preis mit inbegriffen sind.


Wo essen
Am Jeema el Fna gibt es viele Restaurants, die marrokanisches Essen anbieten. Wer nach einfacher Küche ohne viele Gewürze und interessanten Kombinationen sucht, ist hier richtig. Man kann unspektakulär die marrokanische Küche ausprobieren und in schönen Restaurants sitzen. Weil das ganze jedoch sehr touristisch ist, sind die Preise gesalzen. Für Couscous oder Tajine zahlt man bis zu 100 Dirham.

Am Ende des Jeema el Fna Richtung Rue Riad Zitoun el Kedim steht das Restaurant El Waha. Man kann dort günstiger essen und auch etwas Außergewöhnliches probieren. Außerdem hat das Restaurant eine Dachterasse mit Blick auf den Jeema el Fna und WLAN.

von der Dachterasse des El Waha
 In der Rue Riad Zitoun el Kedim selbst findet man relativ schnell auf der linken Seite das Chez Bahia. Hier gibt es ausgefallenen Couscous mit Rosinen, Sesam, Honig und vielem mehr für 30-40 Dirham. Außerdem wird der Couscous für jeden Gast frisch gegart, weshalb du eine Wartezeit von 40 Minuten einrechnen solltest. Diese Zeit kannst du dir aber mit Minztee, Gesprächen mit dem netten Personal oder dem WLAN aus dem Tourishop gegenüber (einfach höflich nachfragen) vertreiben.

In der Mitte derselben Straße, findest du das Henna Art Café. Es ist sehr alternativ und modern und kooperiert mit marokkanischen NGOs, deren Kunstobjekte sie ebenso verkaufen. Dort triffst du auf interessante junge Menschen aus aller Welt und kannst leckeres Essen zu guten Preisen bekommen. Ein Hauptgericht kostet 40 Dirham, ein Dessert 20 Dirham und es gibt viele Dinge vegan. Das WLAN und den guten Service gibts gratis.
Kefta Tajine und Couscous mit karamellisiertem Kürbis und gesalzenen Nüssen im Henna Art Café
Das Kif Kif Café befindet sich gegenüber der berühmten Koutoubia Moschee und hat ebenso alternative und junge Kundschaft. Hier kann man stundenlang sitzen und nette Gespräche führen oder sich vom Personal Arabisch beibringen lassen. Die Einrichtung ist sehr schön und von der Dachterasse aus hat man einen genialen Ausblick auf die Moschee. Gute marrokanische Gerichte werden genauso wie Hamburger, Salate und Sandwiches stilecht aus Tajinen serviert, garniert mit gratis WLAN. Dafür kostet ein Essen hier auch etwa 60 Dirham.


Das Kif Kif Café
Wer Lust auf authentische marrokanische Küche mit vielen Gewürzen hat, sollte auf jeden Fall mal abends bei den Garküchen am Jeema el Fna vorbeischauen. Das Klientel ist hauptsächlich marokkanisch, die meisten Touristen laufen beim Anblick des ungekühlt präsentierten Fleisch lieber weiter. Aber ich sag dir eins: Probieren lohnt sich! Die Atmosphäre zwischen all den Einheimischen ist einzigartig und die Gerichte viel besser gewürzt als in den touristischen Restaurants. Außerdem kommt man in Kontakt mit Marokkanern und zahlt wenig fürs Essen.
Wem das zu unsicher ist, aber trotzdem interessante Tajinen ausprobieren will, sollte auf den Seitengässchen in der Nähe der Moschee a la Kasbah, den Souks oder auf der Rue Riad Zitoun el Kedim nach Lokalen Ausschau halten. Ein Geheimtipp ist wie immer dort zu essen, wo auch Einheimische sitzen, denn die wissen, wo es schmeckt!


Ich hoffe, mein Foodguide hilft dir ein bisschen und hat dir gute Optionen für leckeres Essen in Marrakesch gezeigt!

In dem Sinne: Lass es dir schmecken!


Patricia

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen